Mythen und Märchen rund um Karies: Ihr Zahnarzt aus Würzburg klärt auf
Spieglein, Spieglein an der Wand? Was sind die schlimmsten Zahnmythen zu Karies im ganzen Land? Ja, diese Frage sollte man sich durchaus stellen, wenn man teilweise beobachtet, was in den sozialen Medien und sonst wo manchmal über Zahngesundheit und insbesondere Karies verbreitet wird. Es vermischen sich Wahrheit und Dichtung zu einer schlechten Melange, die trotzdem von vielen geglaubt wird. Es ist Zeit, diesen Erzählungen aufs (Zahn-)Mark zu fühlen und herauszufinden, was wirklich an ihnen dran ist.
Ein Mythos lautet, dass Karies vererbt werde und man daher selbst kaum etwas dagegen tun könne. Hier steckt tatsächlich erstmal ein Fünkchen Wahrheit dahinter. Denn fest steht: Einige Faktoren, die Karies begünstigen, sind erblich bedingt, darunter die Speichelflussrate, die Zusammensetzung des Speichels und der pH-Wert im Mund. Je weniger Speichel vorhanden ist, desto höher ist das Kariesrisiko. Karies selbst ist jedoch nicht vererbbar. Genau genommen ist Karies eine Infektionskrankheit. Selbst wenn der Speichelfluss aus genetischen Gründen gering ist, kann man diesem mit viel Trinken und einer gründlichen Zahnhygiene entgegenwirken. Oft ist die Aussage „Ich kann nichts für die Karies, das liegt an den Genen“ daher einfach nur eine Ausrede für mangelnde Zahnpflege. Benutzen Sie mindestens zweimal am Tag die Zahnbürste und einmal täglich Zahnseide, dann sind Sie auf einem guten Weg!
Zuckerkonsum-Regel und „Zuckerfrei“-Lüge
Ein wichtiger Faktor für die Kariesentstehung ist Zuckerkonsum. Wer viel Zucker isst, der lade Karies förmlich ein, so ein Mythos. Dies ist nur teilweise wahr. Denn es kommt auf einige Faktoren an. Der einmalige Konsum einer Tüte Gummibärchen mitsamt anschließendem Zähneputzen schadet zunächst einmal nicht. Schlecht für die Zähne ist vor allem, wenn der Zucker lange auf die Zähne einwirken kann. Gerade wenn Zucker regelmäßig und über den Tag verteilt eingenommen wird, etwa in Form von Süßigkeiten, Obst oder zuckerhaltiger Getränke, steigt das Risiko für Karies enorm. Idealerweise sollte nach jedem Zuckerkonsum zumindest der Mund mit Wasser ausgespült werden.
Übrigens: Auch wenn „zuckerfrei“ auf dem Lebensmittel steht, bedeutet dies nicht, dass kein Zucker enthalten ist. Denn tatsächlich ist damit nur industriell hergestellter Zucker gemeint. Hinter vielen wissenschaftlichen Namen von Süßungsmitteln verstecken sich tatsächlich Honig, Apfelsaftkonzentrate, Agavendicksaft oder ähnliche Stoffe. Diese sind zwar kein Zucker, aber deswegen kaum weniger schädlich. Einige Süßwaren haben jedoch ein kleines Zahnmännchen-Symbol und dürfen daher (in Maßen) genascht werden, ohne die Zähne zu gefährden.
Von Milchzahn-Karies und Nuckelflasche
Gerade um die Zahngesundheit der Kleinsten ranken sich einige Mythen. Einige Kleinkinder leiden beispielsweise an sogenannter „Nuckelflaschen-Karies“. Diese wird davon ausgelöst, dass die Zähne ständig von einer Zuckerlösung aus der Nuckelflasche, etwa einem Apfelsaft, umgeben sind. Solange noch kein Mythos, sondern Fakt. Naiv könnte man nun davon ausgehen, dass Wasser in der Nuckelflasche daher eine bessere Lösung ist. Zunächst einmal: Ja, das stimmt. Teilweise. Denn klar enthält Wasser keinen Zucker. Doch das Wasser spült auch den Speichel fort. Speichel ist jedoch essenziell für die Härtung der Zähne. Wenn Ihr Kind ständig an der Wasserflasche nuckelt, kann es mittelfristig zu einer Schwächung der Zähne kommen.
Aber das ist ja gar nicht schlimm, es sind doch nur Milchzähne! Nun, selbst wenn man die vom Karies verursachten Schmerzen ausblendet (als wäre dieses Argument nicht ausreichend), gibt es einige Gründe, weshalb Karies auch bei Milchzähnen dringend behandelt werden muss. Denn gesunde Zähne übernehmen wichtige Aufgaben wie beißen, sprechen und kauen. Kranke Zähne müssen gezogen werden, es entstehen Zahnlücken, die bei den normalen Zähnen zu Fehlstellungen führen können. Karies neigt außerdem dazu, sich auszubreiten. Normalerweise dauert der Wechsel von Milchzähnen zur nächsten Zahngeneration ein paar Jahre: Genug Zeit, um die Karies einfach an die normalen Zähne weiterzureichen.
Zahngesundheit: 30 Minuten nach dem Essen warten mit dem Zähne putzen
Nach dem Essen schnell Zähne putzen, dann können sich die Speisereste nicht an den Zähnen festsetzen. So ähnlich wird es immer wieder erzählt. Tatsächlich steckt hinter dieser Regel nichts Wahres. Im Gegenteil: Direkt nach dem Essen die Zähne zu putzen, kann sich negativ auf den Zahnschmelz auswirken. Dies hängt mit den Prozessen in unserem Mund zusammen. Denn beim Essen wird die Nahrung im Mund vorverdaut – von unserem Speichel. Der in der Nahrung enthaltene Zucker (und auch einige andere Nährstoffe) werden dabei in Säuren umgewandelt. Diese Säuren attackieren den Zahnschmelz. Putzen Sie nun direkt die Zähne, wird der Zahnschmelz von den harten Borsten Ihrer Zahnbürste beschädigt. Die Lösung: Nach dem Essen den Mund mit Wasser ausspülen und erst etwa 30 Minuten später die Zähne putzen. Ihr Zahnschmelz wird es Ihnen danken!
Unser letzter Mythos betrifft meistens eher ältere Menschen, denn es geht um Zahnersatz und Zahnimplantate. Häufig wird geglaubt, dass man diese nicht putzen müsse, schließlich könnten diese keine Karies bekommen. Dies ist zunächst einmal korrekt, denn nur natürliche Zähne sind von Karies betroffen. Doch die kariesverursachenden Bakterien sind vielseitig, und auch Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen und Kieferbeschwerden gehören zu ihrem Portfolio. Das Zahnfleisch kann sich aufgrund der Bakterien sogar so weit zurückbilden, dass die Zahnwurzel losgelöst wird. Also: Trotzdem gründlich putzen, dann sind Sie auf der sicheren Seite!